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Herrenhaus Goldenbow in seiner Erbauerform.

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Lieber Gast,
schön, das du da bist und dich für das Herrenhaus Goldenbow und seine Geschichte interessierst. Es ist unser Anliegen, neben dem Denkmal auch seine Geschichte wieder zu beleben sowie diesem schönen Ort wieder Leben einzuhauchen.
Leider werden uns allerdings seit Jahren viele weitere Steine in den Weg gelegt, als wir vom Einsturz ja sowieso schon haben. Aber wie heist es so schön: aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man neue Wege bauen.
Wir machen mit diesem Lebensprojekt trotzdem weiter, nur dauert der Aufbau viel länger als geplant. Genau so lange, bis auch der letzte Verantwortliche im Landkreis Ludwigslust-Parchim verstanden hat, das künstlich herbeigeführte Überflutungen nicht gut sind für Kulturgut, und das man keine Angst haben muß vor alten Häusern.
Wir wissen, das du das nicht gerne liest, denn das macht traurig. Aber keine Sorge, wir sind auf einem guten Weg :)
Hier nun ein etwas schönerer Text:


Das Herrenhaus Goldenbow ist eines der ältesten Herrenhäuser in Mecklenburg. 1696 wurde das kleine und durch die siebenachsige Hauptfassade herrschaftlichwirkende Schloss durch Kurt Freiherr von Lützow - in dessen Familie sich der Besitz seit 1389 befand - fertiggestellt, es entstand an Stelle des dort befindlichen Rittersitzes.
1696 war das Vorbild aller barocken Repräsentationsbauten in Europa das Schloss in Versailles, und überall in Deutschland bemühte man sich, diesem Vorbild zu entsprechen. Für das Schloss Goldenbow in Mecklenburg jedoch galten noch die Regeln der Renaissance. Der zweigeschossige Backsteinbau mit kalkverputzten Gesimsen und Pilastern wird von einem hohen Walmdach beschlossen. Das geböschte Sockelgeschoss ist mit behauenen Granitblöcken verblendet. Das Gebäude ist in allen Achsen, Maßen und Raumaufteilungen nach dem goldenen Schnitt errichtet.
Der unter niederländischem Einfluss stehende Bautyp beindruckt durch seine besonders großen Fenster und die dekorative Verwendung dunkler Schmuckziegel mit großformatiger Darstellung von Namen, Buchstaben und Jahreszahlen in den Fassaden, und ist damit in seiner Form einzigartig. Kurt Freiherr von Lützow war ein überzeugter Katholik und Anhänger des Jesuitenordens, daher finden sich an der Fassade und im Inneren des Hauses viele Hinweise zum Glaubensbekenntnis, wie beispiels-weise die Namen MARIA und GIOSEP (JOSEPH), Alpha / Omega und Christusmonogramme, die aus fehlgebrandten Ziegeln in die West- und Nordseite eingelegt wurden. Weitere Ziermuster und die Jahreszahl der Erbauung finden sich an der Süd-und Ostseite des Hauses. Sie stellen eine Besonderheit dar und sind bisher nur an mittelalterlichen Kirchenfassaden bekannt. Unter dem Hauptfries der Westseite befand sich eine geschmiedete  Inschrift, die ebenfalls auf die katholische Familie von Lützow hinweist: OMNIA AD MAIOREM DEI GLORIAM, der Wahlspruch des Jesuitenordens (Alles zum höchsten Ruhme Gottes). Die eisernen Letter konnten bei der Beräumung geborgen werden und erhalten nach ihrer Restaurierung wieder ihren Platz.










Im Zusammenhang mit dem großen nordischen Krieg von 1700 bis 1721 wurde Mecklenburg im Verlauf der kriegerischen Auseinandersetzungen immer wieder zum Kriegsschauplatz. Am Abend des 7. Januar 1712 erreichten die russischen Truppen das Herrenhaus Goldenbow und biwakierten hier und in den benachbarten Dörfern. Seine Majestät, Zar Peter I. der Große, logierte im Herrenhaus. Der russische Zar hatte hier sein Quartier für einige Nächte bezogen und koordinierte von Goldenbow aus seine Truppen.

1756 musste die Familie von Lützow aus finanzieller Not das Gut Goldenbow samt dem Dorfe Marsow auf 40 Jahre an den Hannoverschen Oberamtmann Ritter und Edlen von Schilden zu Wüstrow (Dannenberg) verpfänden. Die Umwandlung des Pfandvertrages in einen Kaufvertrag wurde 1797 genehmigt. 1852 überließ der unvermählte Wilhelm von Schilden Goldenbow mit Zubehör seinem Schwager Jaspar von Bülow (1794 - 1871), mit der Bestimmung, daraus ein Fideikomiss zu errichten. Dieser lässt 1860 das äußere Erscheinungsbild des Hauses dem architektonischen Geschmack der Zeit angleichen, in dem er das Walmdach mit großen massiven Ziergiebeln überformte, welche ohne Beachtung der Statik des Gebäudes einfach aufgesetzt wurden. Eine umfassende Sanierung blieb jedoch aus. Die gesamte Ostseite des Gebäudes wurde beispielsweise niemals saniert, hier wurden weder Stukkaturen angebracht noch Fenster erneuert, die Fassade blieb hier in ihrer ursprünglichen Form erhalten.

Nach Kriegsende wurden im bereits stark sanierungsbedürftigen und geplünderten Herrenhaus Flüchtlinge untergebracht, Ende der 1980er Jahre wurde das mittlerweile verfallene Haus leergezogen und nochmals geplündert. Die Treuhand wickelte nach dem Fall der Mauer das Herrenhaus ab und es wurde als Spekulationsobjekt mehrfach veräußert. In dieser Zeit wurde das Haus nochmalig geplündert, Holzkonstruktionen, Türen, Fensterrahmen und Treppenstufen wurden herausgerissen und als Brenngut verwertet, Teile des Granitsockels wurden entfernt. Das Obergeschoss der Nordseite des Hauses wurde für Feuerwehrübungen genutzt und zum Einsturz gebracht. Der letzte Besitzer stellte dann erfolgreich einen Abrissantrag für das mittlerweile zu einer Ruine verkommene Haus. Auf dem Grundstück sollten nach dem Abriss mehrere Einfamilienhäuser errichtet und die Ziegelsteine des Hauses meistbietend verkauft werden. Nachdem der Abrissantrag genehmigt worden war, kam die Rettung in letzter Sekunde.
Die „Stiftung Herrenhäuser und Gutsanlagen in Mecklenburg-Vorpommern“, eine Treuhand der Deutschen Stiftung für Denkmalschutz, ergriff sofort Gegenmaßnahmen und konnte tatsächlich den Abriss verhindern, denn die Maschinen waren bereits unterwegs. Sie erwarb 2005 die Ruine des Herrenhauses Goldenbow, und suchte nach passenden Gutshausrettern. 😳Uns.

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